Messieberatung einzeln oder in Selbsthilfegruppen

Messie – wer ist das?

Die Aussagen, die ich über Messies treffe, sind nie allgemeingültig und treffen nie auf alle betroffenen Personen zu. So wie jeder Mensch ganz verschiedene Facetten, Eigenschaften und einen eigenen Charakter hat, so sind Messies in ihrem Verhalten, ihrer Problematik und ihrer Weise Probleme zu lösen, verschieden. Es gibt ähnliche Schwierigkeitsgebiete z. B. in Bezug auf Ordnung und Menge von Gegenständen. Die Tendenz ist ein zu Viel, den Überblick verlieren, keinen eigenen Raum in der eigenen Wohnung haben und vor allem leiden an der Unfähigkeit eine unaushaltbare Situation zu verändern.

Es gibt Messies, die immer zu spät kommen und pünktliche. Es gibt desorganisierte und gut organisierte Messies. Es gibt Messies, die ausschließlich in ihrer Wohnung oder nur in ihrem Zimmer Chaos haben, nicht auf ihrer Arbeit. Es gibt Messies, die nur phasenweise, wenn es ihnen schlecht geht, Chaos haben. Es gibt sog. horders, d.h. Personen ohne Chaos, die leidenschaftlich sammeln.

Es gibt so unterschiedliche Arten von Messies, wie es Menschen gibt und jede*r hat es verdient, nicht in einen Vorurteilstopf geschmissen zu werden, sondern dass man seine*ihre individuelle Lebenssituation betrachtet. Und ein Recht auf respektvollen Umgang.

Messiesyndrom:

Ein Syndrom ist eine Anhäufung mehrerer Symptome, also Krankheitszeichen. Bei Messies geht man aus, von einem Zusammenwirken von

> Zwängen

Messies leiden häufig an Kauf- und Sammel- aber auch an Perfektionszwängen.

Der Zwang besteht aus vielfältigen Möglichkeiten. Der Kaufzwang ist eine davon. Auch sind Messies häufig Perfektionist*innen. Wenn sie etwas aufräumen, muss es oft genau und richtig geschehen.

Z.B. Ist die ganze Wohnug chaotisch und der Gasableser wird mit Schrecken erwartet. Dann benötigt die Messie Plastikkisten zum Stapeln. Diese werden ausgewaschen und gründlich abgetrocknet und nicht einfach neu benutzt.

oder

Die Wohnung ist chaotisch und der Werkzeugschrank wird sortiert und mit extra dafür besorgten farblich aufeinander abgestimmten Klebezettelchen per PC beschriftet. Ein Vorgehen, wie „alle Schraubenzieher kommen in eine Schublade und fertig“ würde dem Ordnungsgefühl nicht genügen. Das ganze Vorhaben scheitert dann, wenn z.B. der PC nicht zugänglich ist, so dass die Klebezettelchen per Hand beschriftet werden müssten.

Dieses akribische Sortieren ist bei manchen Messies so zwanghaft, dass sie es durch Bewußtmachung willentlich alleine nicht ändern können.

Hier kann der Austausch mit anderen Messies oder eine professionelle Begleitung durch diese emotionale Not sehr hilfreich sein.

> Sucht

Eine Sucht ist ein starkes Verlangen nach einem (Gefühls)-Zustand, der entweder durch Stoffe (Alkohol/ Nikotin, etc.) oder durch Handlungen (Kaufsucht / Spielsucht) herbeigeführt wird.

Die Sucht bei Messies macht sich bemerkbar durch eine Art Rauschzustand während des Kaufens, Sammelns und Aneignens.

Gekennzeichnet ist sie durch fehlende mentale Präsenz in der Gegenwart und völliges Verschmolzensein mit dem glücklichen bis hin zu manischen Gefühlszustand, während diesen Momenten, die u. U. nur Minuten dauern. In der Zeit des Rauschzustandes entstand eine emotionale Verkopplung zwischen der Sache und der eigenen Befindlichkeit.

Bereits beim Verlassen des Geschäftes kann es sein, dass der Gegenstand (und dessen weitere Behandlung, wie einen Platz dafür finden oder reinigen) keine Beachtung mehr findet. Es gibt einfach zu viele Dinge in der Wohnung, als dass einem neuen Teil der Sammlung lange Aufmerksamkeit gegeben werden könnte. Der Rauschzustand ist vorbei.

Die Gegenstände haben meist die Funktion

> für einen „Notfall“ gerüstet zu sein (Lebensmittel)

> sich Wissen (Bücher oder Zeitungen) zur Verfügung zu stellen

> sich mit Schönheit (bei Dekorationen) zu umgeben

> Erinnerung an die Vergangenheit (alte Fotos, Kleidung, Erinnerungsstücke)

> für zukünftige Vorhaben an Kreativität oder Reparatur zur Verfügung zu stehen.

Aufgrund der Masse, werden die meisten dieser Dinge nicht mehr gefunden, geschweige denn dazu benutzt, wofür sie ursprünglich gekauft wurden.

Nun geschieht ein Paradoxon. Die Masse an Gegenständen ist erdrückend, nimmt die Luft zum Atmen, macht jede Wohn- und Lebensqualität zunichte. Beim Versuch des Wegwerfens tritt der einzelne Gegenstand wieder in den Focus der Aufmerksamkeit. Und schon wird wieder die emotionale Verkopplung aktiviert, die das Wegwerfen so erschwert oder gar unmöglich macht.

Messies sagen dann Sätze wie: „Das kann ich dem schönen Geschirr, dem guten Werkzeug, der teuren Kleidung nicht antun.“

Die Gegenstände erhalten eine Stellvertreter*innenfunktion für ein Sichversorgen, liebevoll, rücksichtsvoll mit sich umgehen. Dies macht es schier unmöglich, die Gegenstände wegzuwerfen, obwohl sie wegen der Masse das Leben unerträglich machen.

Zudem sind oft auch depressive Anteile bemerkbar.

Diese machen sich durch gedrückte Stimmung, Selbstvorwürfe, Selbstbeschimpfungen und Verzagen bemerkbar.

Messies setzen sich selbst meist so unter Druck, dass sie, wenn die Ergebnisse des Aufräumens kaum bemerkbar sind, völlig verzweifeln und aus dem Kreislauf von Vorwürfen und Scheitern an den eigenen Ansprüchen nicht mehr alleine heraus finden.